Der Ursprung unseres heutigen Plastikproblems geht auf die 1950er Jahre zurück. Zu dieser Zeit machte man die Entdeckung, dass sich aus einem industriellen Abfallprodukt der Chemieindustrie günstiges PVC herstellen lässt. Gemischt mit den fossilen Rohstoffen Öl und Gas und unter Zugabe weiterer chemisch giftiger Stoffe, begann man Plastik in großem Stil zu produzieren.
Dies veränderte mit einem Schlag alles. Sämtliche Lieferketten wurden auf Kunststoff umgestellt und man begann aus Kostengründen ein Einwegsystem zu etablieren. Weil der Rohstoff so günstig war, sollten die Leute die Verpackungen und Plastikflaschen nach dem Gebrauch einfach in den Müll werfen.
Einfluss auf unsere Gesellschaft.
Dadurch veränderte sich mit der Zeit auch die Gesellschaft und es entwickelte sich unsere heutige Wegwerfmentalität. Seit dieser Zeit wurden weltweit ganze 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert. Bei knapp 8 Milliarden Menschen ist das über eine Tonne Plastik pro Kopf. Wobei mehr als die Hälfte davon erst ab 2000 hergestellt wurde. Dem Plastikatlas zufolge wurden seit den 2000er Jahren in einem Jahrzehnt mehr Plastik produziert als in den ganzen 40 Jahren zuvor. Seitdem explodiert die Zahl des produzierten Plastiks regelrecht. Derzeit werden weltweit jährlich über 400 Millionen Tonnen Plastik im Jahr hergestellt, wovon alleine 1/3 für Verpackungen eingesetzt wird. Weil die Tendenz nach wie vor stark steigend ist, geht man davon aus, dass im Jahr 2025 mehr als 600 Millionen Tonnen Plastik im Jahr produziert werden. Schon jetzt sind 75 % des bislang hergestellten Kunststoffs Müll und werden nicht mehr gebraucht. Lediglich 9 % davon wurden recycelt.
Anhand dieser Zahlenwerte lässt sich das wahre Ausmaß unserer Plastikkatastrophe erahnen. Das große Problem liegt darin, dass Plastik als Synthetikum nicht biologisch abbaubar ist und zum Teil Jahrhunderte braucht bis es sich vollständig zersetzt hat. In dieser Zeit können schädliche Inhaltsstoffe an die Umwelt abgeben werden, was Auswirkungen auf die gesamte Biosphäre unseres Planeten hat. Die Menschheit muss sich eingestehen, dass sie bisher noch keine geeignete Lösung gefunden hat mit Plastik langfristig und nachhaltig umzugehen und, dass die weltweit verursachten ökologischen Kosten den finanziellen Nutzen weit übersteigen.
Das Geschäft mit dem Export.
Deutschland besitzt ein im Vergleich zu anderen Ländern sehr gutes Entsorgungssystem. Wir betreiben Mülltrennung, um durch anschließendes Recyceln die Rohstoffe wieder verwerten zu können. Das führt dazu, dass die offizielle Recyclingquote von Kunststoffen in Deutschland mit 38 % (2017) relativ hoch liegt. Dies täuscht allerdings über den Prozentsatz der tatsächlich recycelten Kunststoffe hinweg. Erfasst wird bei der Berechnung der Recyclingquote nämlich die Menge an Kunststoffen, die nach dem Sortieren beim Recyclingunternehmen eingehen.
Die Summe des tatsächlich wiederverwerteten Plastiks bleibt dabei jedoch völlig außer Acht. Stellt man nämlich auf den tatsächlichen Wert ab, werden in Deutschland nur 15,6 % des weggeworfenen Plastiks zu Rezyklat weiterverarbeitet. Solange die Produktion von neuem Kunststoff viel billiger ist, als die zeit- und kostenintensive Aufarbeitung von Altplastik, wird die tatsächliche Recycelquote wohl auch in Zukunft relativ gering bleiben.
Was passiert mit unserem Plastikmüll?
Viele Industrieländer – so auch Deutschland – exportieren einen Großteil ihrer Plastikabfälle in Schwellen- und Entwicklungsländer. Alleine 2018 hat Deutschland mehr als 740 000 Tonnen nach Südostasien verfrachtet. Abnehmer sind unter anderem Malaysia und andere Länder, die, nachdem China als vorhergehender Hauptabnehmer im Jahr 2018 den Import von Abfall aus dem Ausland gestoppt hat, sich wegen der zusätzlichen Einnahmequelle dazu bereit erklären. Weil es diesen Ländern aber ohnehin an funktionierender Infrastruktur und Abfallentsorgungssystemen fehlt, sind sie im Grunde genommen schon durch ihre eigene Mülllast überfordert. Durch die Unmengen an zusätzlichem Müll aus dem Ausland sind die Mülldeponien längst überlastet, weswegen der Plastikmüll häufig einfach in der Umwelt entsorgt oder verbrannt wird. Dies führt dazu, dass Unmengen hochgiftiger und krebserregender Stoffe freigesetzt werden, welche die Menschen oft schwer krank machen und die Umwelt stark belasten. Nicht Wenige leiden an dadurch ausgelösten Atemwegsbeschwerden oder weitaus schlimmeren Erkrankungen.
Bemerkenswert ist, dass all diese Plastikmüll-Exporte in der offiziellen Recyclingquote (2017: 38%), genauso wie weitere Verluste im Rahmen des Recyclingprozesses, Berücksichtigung finden und als recycelt gelten. Dies zeigt, dass selbst wir in Deutschland kein wirklich funktionierendes Kreislaufsystem für Plastik haben.
Wenn wir das nächste Mal ein Plastikprodukt mit der Kennzeichnung „recycelbar“ in unseren Händen halten, sollten wir uns an all das erinnern und hoffentlich etwas nachdenklich werden. Wir sollten uns von dem dadurch vermittelten vermeintlich „guten Gewissen“ nicht länger in die Irre führen lassen und lieber so gut es geht auf Plastik verzichten. Denn gerade wegen unseres guten Abfallsystems weiß kaum jemand, dass Deutschland hinter den USA und Japan der drittgrößte Exporteur von Plastikabfall nach Asien ist. Wir in Deutschland produzieren allgemein schon so viel Verpackungsmüll wie kaum ein anderes Land in ganz Europa. Mit 18,1 Millionen Tonnen (2017) waren das in etwa 226 kg pro Person – davon rund 38 kg Plastikverpackungen (2016). Bei Verpackungsabfällen liegen wir stattliche 20 % über dem europäischen Mittelwert. Innerhalb der letzten 20 Jahre stieg der Verpackungsmüll aus Kunststoff um ganze 94%. Durch den Export von Plastikmüll wird unser Müllproblem allerdings nicht gelöst. Es wird lediglich verschoben und auf andere abgewälzt, die letztlich noch schlechter damit umgehen können als wir. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn und in der Hoffnung, dass es uns so schnell nicht wieder einholen wird.
Ein positives Zeichen: Einweg-Plastik wird verboten.
Zuletzt hat die Politik durch das EU-weite Herstellungsverbot von Einwegplastik ab dem 03. Juli 2021 ein positives Zeichen gesetzt. Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff sowie To-go-Becher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehälter aus Styropor sind damit künftig nicht mehr erlaubt.
Es gibt aber noch viel mehr Wege auch in unserem Alltag den Plastikmüll zu reduzieren. Zum Beispiel durch den Einkauf im Unverpacktladen oder die Nutzung eines Mehrwegbechers für den Coffee-to-go aus der Lieblingsbäckerei. Plastiktüten sind eh schon längst aus der Mode. Einkäufe können ganz einfach im Rucksack oder im Stoffbeutel transportiert werden und viele Supermärkte bieten mittlerweile auch Mehrwegnetze für unverpacktes Obst und Gemüse an. Plastikmüll, der erst gar nicht anfällt, landet am Ende schließlich auch nicht im Meer oder in der Natur. Für das plastikfreie Badezimmer können wir dir unsere festen Shampoos ans Herz legen. Im Durchschnitt verbraucht nämlich jeder von uns 787 Flaschen Shampoo in seinem Leben. Durch die Verwendung eines festen Shampoos und den bewussten Verzicht auf Plastik trägst du also zum Schutz unsere Ozeane bei und schützt darüber hinaus die Lebensräume bedrohter Tiere und Pflanzen.